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Der Haupteingangsbereich an der Brinkstraße © 2020 SBL Greifswald

Neues Polizeigebäude

09.04.2021 | Fertigstellung

Neues Polizeigebäude

09.04.2021 | Fertigstellung

Neubau Polizeihauptrevier und Kriminalkommissariat-Außenstelle Greifswald am selben Standort

09.04.2021 • Landesbau
In Greifswald in der Brinkstraße 13-14 errichtete das Land Mecklenburg-Vorpommern seit Juni 2018 ein neues Dienstgebäude für das Polizeihauptrevier und die Außenstelle des Kriminalkommissariats Anklam. Nach fast genau dreijähriger Bauzeit konnten die Nutzer ihr neues Dienstgebäude, das bis Dezember 2019 in Verantwortung des BBL M-V Geschäftsbereich Neubrandenburg und ab Januar 2020 durch das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Greifswald umgesetzt wurde, nun vorfristig beziehen und in Betrieb nehmen.

Historie - Standort - bisherige Unterbringung

Die alte Polizeidienststelle befand sich auf demselben Grundstück, in den dort bis zu deren Abbruch vorhandenen Gebäuden Brinkstraße 13 und 14. Diese Liegenschaft war 1913/1914 ursprünglich als Heeresfachschule errichtet worden und diente nach dem 2. Weltkrieg ausschließlich der polizeilichen Nutzung. In dieser Phase verdichtete sich die Hofbebauung durch Werkstätten und Garagen und die gesamte Außenfläche wurde versiegelt. Sowohl die Struktur der Gebäude als auch der Räume im Altbestand entsprachen nicht mehr den Anforderungen an eine funktionelle und moderne Dienststelle der Polizei. Die vorhandene Bausubstanz war verschlissen. Unzureichende Struktur der Räume, betriebliche, bauliche und gebäudetechnische Unzulänglichkeiten in den Altbauten beeinträchtigten eine repräsentative, effektive und bürgernahe Polizeiarbeit seit langem ganz erheblich. Da sich eine Sanierung dieser alten Gebäude als unwirtschaftlich erwies, entstand ein moderner und zeitgemäßer Neubau auf historischem Terrain – dem alten, zentrumsnahen Traditionsstandort der Greifswalder Polizei.

Interimslösung während der Bauphase

Vor Abbruch der alten Gebäude musste eine Interimslösung gefunden werden. Die ursprünglich geplante Variante der Unterbringung in einer Containeranlage in der Brinkstraße 12 wurde verworfen. Eine unter Sicherheitsaspekten hergerichtete Unterbringung fand das Objektmanagement in der Außenstelle Greifswald des ehemaligen BBL M-V Geschäftsbereich Neubrandenburg - dem heutigen SBL Greifswald -  und mietete diese an. Im Mai 2018 bezogen die Polizeibeamten die Räume in der Spiegelsdorfer Wende im Greifswalder Stadtteil Schönwalde I.

Städtebauliches Konzept

Es entstand ein kompakter und nicht unterkellerter Baukörper in der Form eines Riegels in der Bauflucht mit den Nachbargebäuden, der über drei Geschosse und ein aufgesetztes, leicht zurückversetztes Staffelgeschoss verfügt. Damit schließt der Neubau das Quartier entlang der Brinkstraße städtebaulich ab.
Die im Baukörper integrierte Hauptzufahrt erfolgt im östlichen Gebäudeteil als Durchfahrt. Garagen, Carports und Stellplätze für die Dienstfahrzeuge befinden sich auf dem Hof. Nicht überbaute Flächen im Hof sind begrünt und mit Bäumen gestaltet. Im nördlichen Bereich der Liegenschaft entstand eine von der Hauptzufahrt unabhängige Notausfahrt. Das Gelände ist eingezäunt.

Entwurfskonzept - funktionale und technische Besonderheiten

Der Planung und Umsetzung lag ein Raumprogramm für die Hauptbereiche Polizeirevier und Kriminalkommissariat-Außenstelle zugrunde. Abhängig von den raumtechnischen Anforderungen wurde dieses Raumprogramm im laufenden Planungsverfahren modifiziert und den Vorgaben der Nutzer angepasst. Die Geschosse wurden entsprechend den geforderten Funktionen und Arbeitsabläufen aufgegliedert und sind barrierefrei nutzbar. Die Sonderarbeitsräume bilden z. B. auf Grund ihres funktionellen Zusammenhangs eine gemeinsame Nutzungseinheit. Neben den Sonderarbeitsräume wie z. B. Spurenermittlung sowie den Sozialbereichen und Schulungsraum dominieren hier Büros für ein bis zwei Personen. Die unteren Etagen sind mit durchschusshemmenden Fenstern ausgerüstet. Das Gebäude verfügt über automatisch schließende Türen, eine Einbruchmeldeanlage sowie Videoüberwachung. Hofseitig entstand ein eingeschossiger, aus der kompakten Gebäudestruktur herausgezogener Anbau für den Gewahrsam.
Mit dem nach modernsten Gesichtspunkten und entsprechend dem Standardhandbuch für Polizeibauten geplanten und fertig gestellten Neubau erhalten die rund 110 Einsatzkräfte der Polizei spürbar verbesserte Arbeits- und Einsatzbedingungen.

Die äußere Gestaltung

Die Fassade bewegt sich zwischen Klinkern im Erdgeschoss und Anteilen von farbigen, vorgehängten Faserzementplatten sowie hell abgesetzten Putzflächen. Der Bereich mit dem Haupteingang springt in der Fassade zurück - das schützende Vordach erhält dadurch seine bauliche Einbindung. Die mit Grün abgesetzte Farbgebung, welche sich teilweise an den Fenstern darüber wiederholt, sorgt für eine besondere Betonung der Eingangszone und gewährleistet damit eine gute Orientierung für Besucher.

Kunst am Bau

UNSICHERHEITSFAKTOR – so lautet der Titel der ca. sechs Meter langen Raumintervention eines Roten Balkens, der scheinbar lose und ohne erkennbaren Sinn auf der Attika liegt und Bezug auf die Nutzung des Neubaus durch die Polizei nehmen will. Diese Installation des Berliner Künstlers Peter Sandhaus ging als Siegerentwurf aus einem bundesweit offenem Kunst am Bau-Wettbewerbs hervor, der vom SBL Greifswald ausgeschrieben und durchgeführt worden ist. 46 Kunstschaffende hatten sich beworben von denen fünf zur Teilnahme ausgewählt wurden.
"Der rote Balken könnte scheinbar jederzeit herabstürzen. Es muss nicht, aber es könnte eventuell passieren. Durch dieses körperlich spürbare Gefühl einer leichten Verunsicherung wird das Aufgabenfeld der Polizei erfahrbar: nämlich im Angesicht realer Bedrohungslagen die öffentliche Sicherheit und Ordnung für alle zu gewährleisen. …" so der Künstler zur künstlerischen Idee.
"Das ist eine formal und inhaltlich vielschichtige Arbeit. Sie lebt von dem Spannungsfeld von Baukörper und Architektur sowie künstlerischer Intervention. Themen wie 'Balanceakt', 'Gleichgewicht', 'Irritation' und Unsicherheit schaffen ein Spannungsfeld." so ein Auszug aus der Begründung des Preisgerichts.

Besonderheiten - Baulicher Ablauf - Sonstiges

  • Vor Beginn der Abbrucharbeiten musste für "spezielle Sommergäste" ein neues Quartier geschaffen werden. Mitten im Baufeld entstand ein Turmhaus für Mauersegler. Dieser wurde im Dezember 2017 im Rahmen von Maßnahmen zum Artenschutz errichtet und im darauffolgenden Sommer erfolgreich von den Mauerseglern angenommen.
  • Ab Juni 2018 erfolgten die Trennung der Medien, Entsorgung der Schadstoffe und Arbeiten zum Abbruch.
  • Bei den Abrissarbeiten des verwinkelten und immer wieder um Anbauten ergänzten Gebäudebestandes stießen die Bauleute im Herbst 2018 auf einen überraschenden Fund: eine versiegelte Wodkaflasche mit einer Urkunde, die an die Grundsteinlegung am 22. Oktober 1968 erinnerte, war unterhalb des früheren Mehrzweckraumes eingebaut worden.
  • Ein denkmalgeschütztes Nachbargebäude wurde nicht nur zusätzlich abgestützt, sondern auch permanent durch Sensoren überwacht, um Erschütterungen erkennbar machen zu können.
  • Parallel zu den letzten Abbruchmaßnahmen wurden im Oktober 2018 bereits 77 Vollverdrängungspfähle erschütterungsarm gebohrt. Nach dem Kappen der Pfahlköpfe konnte auf Grund des milden Winters dann die Stahlbetonplatte bereits im Januar 2019 betoniert werden.
  • Nach den Gründungsarbeiten wuchs der Rohbau jeden Monat um eine Etage und wurde am 12. August 2019 gerichtet.
  • Im Schatten des Rohbaus, auf dem Hofgelände, entstand gleichzeitig der Carport- und Garagenkomplex für die Dienstfahrzeuge in Fertigteil-Leichtbauweise.
  • Die Nachhaltigkeit der Baumaßnahme wurde bzw. wird  z. B. durch die Montage einer Photovoltaikanlage auf dem Flachdach, die Strom für den Eigenbedarf erzeugt, aber auch durch die kompakte und damit Versiegelung sparende Bauweise mit umweltschonenden Bauprodukten unterstützt.
  • Die Bewirtschaftung der Liegenschaft, zu der Bewachung, Reinigung, Pflege der Außenanlagen sowie die Versorgung mit Energie und Wasser gehört, verbleibt auch weiterhin beim Objektmanagement des SBL Greifswald.
  • Die vorfristige Fertigstellung - die Maßnahme wurde ca. fünf Monate früher fertig - führte zu keinen Mehrkosten.

Die wichtigsten Eckdaten - Neubau Polizeihauptrevier und KK-Ast Greifswald

Eckdaten, Neubau Polizei Greifswald
03/2015 Planungsauftrag zur Erstellung der Entwurfsunterlage (EW-Bau)
07/2016 Vorlage / Genehmigung EW-Bau
12/2017 Baubeginn / Artenschutzmaßnahmen
05/2018 Herrichtung Interimslösung (Spiegelsdorfer Wende)
05/2018 Umzug Polizei und KK-Ast in Interimsquartier
08/2018 Ausschreibung / Vergabe Bauleistungen
06 - 11/2018 Baubeginn vorbereitende Maßnahmen: Medientrennung, Baufeldfreimachung, Abbruch Gebäudebestand
10/2018 Baubeginn Neubau
12.08.2019 Fertigstellung Rohbau - Richtfest
10/2020 Bauende - Technische Übergabe an den Nutzer
08.04.2021
Stand: 9. April 2021

Planungsdaten - Neubau Polizeihauptrevier und KK-Ast Greifswald

Planungsdaten, Neubau Polizei Greifswald
Bauherr Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch den BBL M-V, Geschäftsbereich Neubrandenburg (bis 12/2019) und das SBL Greifswald (ab 01/2020)
Projektleitung BBL M-V, GB Neubrandenburg / SBL Greifswald
Gesamtbaukosten ca. 9,5 Millionen Euro
davon Baukosten ca. 8 Millionen Euro
davon Honorarkosten ca. 1,5 Millionen Euro
Kosten Kunst am Bau 23.500 Euro
Bruttogrundfläche Hauptgebäude 3.186 m²
Nutzfläche Hauptgebäude 1.808 m²
Bruttorauminhalt Hauptgebäude 12.224 m³
Grundfläche Garagen 223 m²
Architekt frank.milenz.rabenseifner - architekten, Greifswald
Technische Ausrüstung ibm haustechnik manjah, Neubrandenburg
Tragwerksplanung Ingenieurbüro Andreas Grieser, Greifswald
Landschaftsplanung LFP Lüders, Neubrandenburg
Anteil Firmen aus M-V an Bauleistungen
Stand: 7. Dezember 2020

Lageplan Neubau Polizeihauptrevier, Kriminalkommissariat-Außenstelle Greifswald

17489 Greifswald, Brinkstraße 13-14

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